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Orthopädie am Gürzenich
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Beweglichkeit wiederherstellen

Plattfuß/Knick-Senkfuß

Der Knick-Senkfuß ist eine der häufigsten Fußfehlstellungen und ist besser bekannt unter den Synonymen: Plattfuß, Senkfuß, Knickfuß, Pes planus, Pes planovalgus. Die Bezeichnung Knick-Senkfuß beschreibt die Anatomie der Fehlstellung: Der Senkfuß bezeichnet die Fehlstellung des Fußlängsgewölbes. Dieses ist abgeflacht, sodass die Fußsohle „platt“ auf dem Boden aufliegt, der Fuß sich also absenkt.

Der umgangssprachlich bekanntere Plattfuß beschreibt lediglich ein höheres Ausmaß dieser Absenkung. Der Begriff Knickfuß bezeichnet eine Fehlstellung im Rückfußbereich: Die Ferse knickt nach innen weg, anstatt senkrecht nach oben zu verlaufen, und der Innenknöchel tritt je nach Ausmaß der Fehlstellung deutlich prominenter hervor. Weil Knick- und Senkfuß meistens zusammen auftreten, spricht man dann vom „Knick-Senkfuß”.

Wie bekommt man einen Knick-Senkfuß?

Der kindliche Knick-Senkfuß ist eine der häufigsten Ursachen, weswegen Eltern einen Kinderorthopäden aufsuchen. Am häufigsten tritt er als gutartige und flexible Normvariante bei Kindern nach Beginn des Laufenlernens auf. Als Ursache kommen zum einen die bei Kleinkindern zunächst entwicklungsbedingten O- bzw. X-Beine, eine noch unzureichende Kontrolle über die Muskulatur und das Laufbild mit nach innen gedrehten Füßen in Frage, das typischerweise aufgrund des zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger ausgeprägten Reifungsmusters der Hüftgelenke entsteht.

Die Variationsbreite der „physiologischen“, also regelhaft auftretenden Knicksenkfüße ist hier sehr breit. Im Zehenspitzengang korrigieren sich diese Füße. So wie sich Beinachsen und das Laufbild mit den nach innen gedrehten Füßen meist bis zum 6. bis 7. Lebensjahr normalisieren, korrigieren sich auch die kindlichen Knick-Senkfüße und wachsen sich bei normal aktiven und normalgewichtigen Kindern in der Regel ohne Behandlung aus.

Bei Erwachsenen kann es sein, dass der Knick-Senkfuß aus der Kindheit zurückbehalten wurde, also nicht von selbst ausgewachsen ist. Im mittleren Lebensalter kann er dann Beschwerden verursachen und sollte möglichst frühzeitig behandelt werden. 

Der erworbene Knick-Senkfuß des Erwachsenen kann eine Reihe unterschiedlicher Ursachen haben, wie unfallbedingte Verletzungen durch Knochenbrüche, Sehnenverletzungen, neurologische Veränderungen, rheumatische Erkrankungen, Diabetes mellitus und die Nebenwirkung bestimmter Medikamente, die das Sehnengewebe schwächen können. Die stärkste und wichtigste Sehne, die im Zusammenhang mit der Plattfuß-Entwicklung steht,  ist die „Tibialis posterior-Sehne“. Sie verläuft auf der Innenseite des Fußes, unterhalb der Innenknöchelspitze und der dazugehörige Muskel, der „Musculus tibialis posterior“ hält u.a. das innenseite Fußlängsgewölbe in seiner normalen Form. Auch dynamisch spielt er eine wichtige Rolle beim Gehen und beim Abstoßen des Fußes vom Boden und ist der muskuläre Gegenspieler der an der Fußaußenseite verlaufenden Sehnen. Die Zugspannung dieser so wichtigen Sehne kann bei Verletzungen oder zunehmender Schwäche nicht mehr aufrechterhalten werden und das Fußlängsgewölbe kann sich dadurch absenken. Je nach klinischem Ausprägungsgrad gesellen sich Schwellung und Druckschmerz entlang der Tibialis Posterior-Sehne hinzu. Einschränkungen dieser Sehne haben deswegen auch immer direkte Auswirkungen auf die Stabilität und Belastbarkeit des Fußes, sowie die harmonische Abwicklung des Fußes beim Gehen und Laufen.

Besonders Frauen zwischen 35 und 60 Jahren sind überdurchschnittlich häufig davon betroffen. Auch Übergewicht ist ein häufig anzutreffender Befund bei Patienten mit Knick-Senkfüßen und Erkrankungen der Tibialis posterior-Sehne.

Symptome und Beschwerden des Knick-Senkfußes 

Patienten mit Knick-Senk-Fuß berichten oft über Schmerzen, wenn sie den Fuß belasten. Häufig liegt die erste bewusste Wahrnehmung dieser Fußbeschwerden mehrere Monate zurück, bevor die Patienten bei einem Orthopäden vorstellig werden. Die Fußschmerzen treten vor allem am Fußinnenrand unter dem Innenknöchel auf und ziehen häufig bis in den Unterschenkel. Außerdem kann es zu Schwellungen am Innen- und/oder Außenknöchel kommen. Typischerweise sind Patienten mit Knick-Senkfuß in der Bewegung leicht eingeschränkt: Sie können meistens nicht die Gehstrecken laufen, die sie von ihrer Veranlagung her schaffen sollten. Sie klagen über Fußschmerzen und frühzeitiger Ermüdung. Manchmal kommen Unterschenkelschmerzen bei Belastung dazu.

Ein Knick-Senkfuß spiegelt sich auf Dauer auch in den Schuhen wieder: Vor allem am Innenrand sind die Schuhsohlen stark abgenutzt und das Fußbett am Innenrand durchgetreten, weil die Innenseite des Fußes stärker belastet ist. Charakteristisch ist ebenfalls, dass die Zehen nach außen abweichen. Knick-Senkfüße weisen beim Gehen meistens auffällig nach außen. Das heißt, die natürliche Biomechanik des Gangbildes und der natürliche Abrollvorgang sind, je nach Ausprägungsgrad, deutlich sichtbar verändert.

Diagnostik

Eine körperliche Untersuchung klärt, ob ein Knick-Senkfuß vorliegt und wenn ja, in welchem Ausmaß. Ein erstes wichtiges Kriterium ist die Stellung des Fußes unter Vollbelastung: 

Wie oben bereits beschrieben, liegt beim Knick-Senkfuß die Fußsohle meist flach auf dem Boden auf, die Fersen beschreiben eine X-Stellung. Von hinten betrachtet, sind dazu meistens die drei äußeren Zehen sichtbar, die schräg nach außen wegstehen und beim fußgesunden Patienten gerade nach vorne zeigen ("too many toes sign").

Ihr Arzt prüft manuell den Bewegungsspielraum der Gelenke. Ist die Beweglichkeit eingeschränkt, kann das zum einen auf bereits seit der frühen Kindheit vorhandene Knochenbrücken zwischen bestimmten Fußwurzelknochen hindeuten, und/oder auf eine Arthrose, also einen starken Knorpelverschleiß im Bereich des unteren Sprunggelenkes. <verlinken zu Arthrose>

Richtet sich das Längsgewölbe gut auf, wenn man sich mit einem Bein auf die Zehenspitzen stellt und ist diese Position schmerzfrei, über einige Sekunden zu halten, handelt es sich meist um eine harmlose Variante ohne Krankheitswert. Ist das nicht der Fall, d. h. es kommt es zu Beschwerden bzw. es ist nicht möglich, diese Position überhaupt einzunehmen, ist das ein Hinweis auf ein Funktionsdefizit der Tibialis posterior-Sehne: 

Über der Tibialis posterior-Sehne an der Innenseite des Sprunggelenks, über dem Fersenbein findet sich beim Knick-Senkfuß häufig eine druckschmerzhafte, geschwollene Stelle. Das ist meistens die Stelle, an der sich die Sehne entzündet und zurückgebildet hat (Tibialis posterior- Sehnendysfunktion). Die Patienten berichten in diesem Fall häufig von zunehmenden Schmerzen und Schwellungen am Innenknöchel, und der Knöchel tritt optisch klar hervor. 

Patienten mit Knick-Senkfüßen und einer Degeneration der Tibialis posterior-Sehne können sich häufig nicht ohne weiteres auf einem Bein auf die Zehenspitzen stellen. ("single-heel-rise-test") 

 

Klassifikation des Tibialis posterior Syndroms

Stadium 1:
Entzündung der Sehne, bei noch unveränderter Fußform 


Stadium 2:
Verlängerung der Sehne mit abnehmender Zugspannung, erworbener Knick-Senkfuß ist sichtbar 


Stadium 3:
eingesteifter Knick-Senkfußstellung mit verschleißbedingten Veränderungen (Arthrose) am unteren Sprunggelenk. 


Stadium 4:
eingesteifter Knick-Senkfuß, verschleißbedingte Veränderungen treten auch am oberen Sprunggelenk auf.

 

Eine Ultraschalluntersuchung zeigt, ob die Tibialis posterior-Sehne geschwollen ist oder sogar gerissen.

Mithilfe einer MRT-Untersuchung (auch Kernspintomografie genannt) kann eine genaue Einteilung des Schweregrades der Gewebsverletzung und eine genaue Unterscheidung zwischen Entzündungen der Sehne selbst und /oder der Sehnenscheide, Sehnendegenerationen oder Teil-, bzw. vollständigen Rissen vorgenommen werden. Auch Begleiterkrankungen, wie Gelenkarthrose, umschriebene Knorpelschäden, Verletzungen an anderen Sehnen  und Bändern können genau dargestellt werden, weshalb die MRT-Untersuchung v.a. dann angebracht ist, wenn eine Operation geplant ist, oder die Beschwerden schon über einen längeren Zeitraum anhalten. 

Die Fußdruckmessung/Pedobarografie misst die Druckverteilung unter den Fußsohlen beim Stehen und beim Gehen. Daraus kann der behandelnde Facharzt Fehlstellungen, Sehnenschwächen und muskuläre Ungleichgewichte ablesen. Der Zustand und die Funktion des Fußes sowie die Belastungen können so schmerzfrei, direkt und ohne Operation ermittelt werden: Fußfehlstellungen und Zehendeformitäten bis hin zu Sprunggelenkserkrankungen sind mit dieser Methode erkennbar.

Vor einem operativen Eingriff wird die Statik des Fußes mittels Röntgenbild genau analysiert.

Die streng standardisierten Röntgenaufnahmen unter Belastung zeigen die Stellung der Knochen zueinander. Atypische Knochenformationen, fehlerhafte Stellungen sowie Verschleißerscheinungen können so schnell und zuverlässig identifiziert und eine individuelle Behandlungsstrategie gefunden werden.

Therapie

Konservative Therapie

Viele Knick-Senkfuß-Fehlstellungen sind in der Regel konservativ, d. h. ohne Operation, gut behandelbar. Bei Patienten mit deutlichen Beschwerden sind therapeutische Maßnahmen unverzichtbar. Die gängigste Lösung ist es, die Beschwerden durch stützende, individuell angefertigte orthopädische Einlagen zu lindern. Die Einlagen unterstützen vor allem das innenseitige Fußlängsgewölbe und richten so das Fersenbein wieder auf. Genauso wichtig ist die Wahl des richtigen Schuhwerks. Die Qualität der Einlagen und Schuhe ist maßgeblich für den Erfolg der Therapie. In der Orthopädie am Gürzenich arbeiten wir deshalb eng mit ausgewählten orthopädischen Schuhmachern zusammen und untersuchen engmaschig Schuhe und orthopädische Einlagen. Sprechen Sie uns an.

Weil der Sehnenschwächung meist ein Entzündungs-Prozess und/oder ein chronischer Verschleiss des Gewebes zugrunde liegt, helfen in der Regel diese entzündungshemmende Therapien: 

  • ACP-Therapie 
  • Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (z. B. Ibuprofen)
  • Stützende Einlagen, um die Sehne zu entlasten
  • Orthopädische Maßschuhe oder Orthesen, die Gewölbe und Seitenbänder am oberen Sprunggelenk stützen

Liegt Entzündungsfreiheit, bzw. keine wesentlichen strukturellen Sehnenschädigungen vor, sollten 

  • Übungen zur Stärkung der Fußmuskulatur (Spiraldynamik)
  • Gangbild-Optimierung („gehen verstehen“) durchgeführt werden.

Häufig werden bei Sehnenentzündungen noch Kortisoninjektionen vorgenommen. Das ist eine ältere Behandlungsstrategie, die inzwischen anders zu beurteilen ist. Die vorliegende Entzündung kann durch Kortison zwar kurzfristig reduziert werden. Dafür steigt aber die Gefahr, dass die Tibialis posterior-Sehne reisst, deutlich an, v.a. wenn sie bereits im Vorfeld strukturell geschädigt und somit geschwächt ist. 

Durch Training und Kräftigung der Muskeln kann im Vorfeld oft sehr viel erreicht werden. 

Wenn dies zur Regeneration der Tibialis posterior-Sehne nicht ausreicht und eine langfristige Besserung der Beschwerden ausbleibt, hilft meist nur eine Operation.

Operative Therapie des Plattfußes

Ob bei einem Knick-Senkfuß eine Operation infrage kommt, hängt vom Ausmaß der Beschwerden und dem Stadium der Erkrankung ab. Bei konservativ therapieresistenten chronischen Sehnenentzündungen, Rupturen der Tibialis-Sehne, kontrakten Fehlstellungen des Rückfußes mit bereits eingetretenen Arthrose-Veränderungen der Fußgelenke ist ein operatives Vorgehen indiziert. Bei richtiger Einschätzung des Krankheitsbildes sind die jeweiligen operativen Therapien des Knick-Senkfußes sehr erfolgreich und nachhaltig. Je nach Art des Eingriffes (z. B. bei Knochenumstellungen) kann es aber relativ lange dauern, bis die Füße wieder voll belastbar sind. 

Die operative Korrektur des symptomatischen Knick-Senkfußes wirkt meistens an zwei Stellen: der Korrektur der Fehlstellung  und die Funktionswiderherstellung der Tibialis posterior-Sehne. Hierzu wird eine Sehne aus den Zehen (häufig die lange Großzehenbeugesehne) zur Verstärkung, oder als kompletter Ersatz an dem Ursprungsknochen der Tibialis posterior-Sehne angeheftet. Die Fehlstellung der Knochen wird durch eine Korrektur im Fersenbein behoben. Je nach Ausmaß der Fehlstellung kann es notwendig sein, ein Stück Knochen vom Beckenkamm einzusetzen. Und je nach Fehlstellung können zusätzlich Operationsschritte wie eine Korrektur im Mittelfuß oder eine Verlängerung der Achillessehne notwendig sein.

Ein Plattfuß kann zu einer Versteifung des unteren Sprunggelenks führen.

Ausgeprägte Fehlstellungen, insbesondere ein Riss der Tibialis posterior Sehne, können langfristig durch Überlastung zu einer irreversiblen Schädigung in Form einer fortgeschrittenen Arthrose des unteren Sprunggelenkes führen. Ist das der Fall, muss das untere Sprunggelenk versteift werden. Um das zu verhindern, ist eine frühzeitige dem Krankheitsbild entsprechende Therapie notwendig. Wenn Sie sich dabei ertappen, dass Sie das Problem gerne auf die längere Bank schieben und Schmerzmittel einnehmen, vereinbaren Sie am besten gleich einen Termin. Je eher Sie handeln, umso besser sind Ihre Heilungschancen!

Nachbehandlung

Bis zum Ausheilen der knöchernen Korrekturen vergehen in der Regel ca. 6 Wochen. Während dieser Zeit muss der Fuß entlastet werden. Danach kann die Belastung stufenweise gesteigert werden. Im Normalfall dauert es 9–12 Wochen, bis der Fuß wieder voll belastet werden kann. 9-12 Wochen lang wird der Fuß durch einen speziellen, hohen Therapieschuh (Stützapparat für den Unterschenkel) geschützt.

Dazu ist für das erste Jahr nach der Operation eine Einlagenversorgung wichtig. Bis Sie wieder richtig Sport treiben können, kann fast ein Jahr vergehen! Informieren Sie sich frühzeitig über den Ablauf der Behandlung und vereinbaren Sie einen Untersuchungstermin.

 
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Orthopädie am Gürzenich Stadthaus am Gürzenich · Große Sandkaul 2 · 50667 Köln
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