Krallenzehen
„Krumme Zehen” oder krankhafte Formveränderungen von Füßen und Zehen können angeboren sein oder im Laufe des Lebens erworben werden. Eine Behandlung ist nicht immer zwingend erforderlich, empfiehlt sich aber, wenn Schmerzen beim Sport oder sogar schon bei der täglichen Belastung auftreten und dadurch der gesunde Abrollvorgang der Füße, bzw. das gesamte Gangbild gestört wird.
Ein Besuch beim Spezialisten ist in jedem Fall ratsam, um Folgeschäden zu vermeiden und auszuschließen, das andere Erkrankungen der Fußregion als Ursache für die Zehenverkrümmungen in Frage kommen. Zehendeformitäten können an einem oder mehreren Zehen beider Seiten gleichzeitig auftreten. Sie kommen eher im Alter vor, und Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Weitverbreitete Deformitäten der Kleinzehen sind die Hammerzehe, Krallenzehe und der Schneiderballen (Taylor’s bunion) sowie Längenunterschiede der Zehen.
Hammerzehe
Die Hammerzehe ist eine Beugung der Zehe im Zehenmittelgelenk bzw. Zehenendglied.
Krallenzehe
Die Krallenzehe entsteht ebenfalls durch eine Beugung der Zehe. Es kommt aber zusätzliche zu einer Überstreckung im Grundgelenk, sodass die Zehenkuppen den Boden oft nicht mehr berühren.
Malletzehe
Auch eine Malletzehe ist eine Beugung der Zehe. Hier entstehen eine dauerhafte maximale Beugung im Endglied und eine Überstreckung im Grund- und Mittelgelenk.
Schneiderballen (Taylor’s bunion)
Nicht selten kommt es durch das Auseinanderspreizen der Mittelfußknochen beim Spreizfuß zu einer Prominenz, bzw. überstehenden „Ballen“ im Bereich des Fußaußenrandes direkt unterhalb der 5. Kleinzehe. Analog zum Hallux valgus an der Großzehe kann im weiteren Verlauf die Kleinzehe beim Schneiderballen immer weiter nach innen in Richtung zur 4. Zehe abweichen (Digitus quintus varus) und durch den punktuell immer größer werdenden Druck durch zu enge und/oder hohe Schuhe bilden sich häufig Schleimbeutelentzündungen und schmerzhafte Schwielen.
Häufige Beschwerden
Durch die Veränderung der Zehenposition, bei der durch ein „Einknicken“ und „nach oben treten“ der Zehe die Zehenkuppe meist keinen Bodenkontakt mehr hat, kommt es zu Funktionseinschränkungen und somit zu Störungen der Biomechanik des gesamten Fußes. Dies führt zu einem erhöhtem mechanischem Druck und als Ausdruck dessen zu schmerzhaften Verhornungen im Bereich des Ballens. Daneben treten häufig Hornschwielen, zum einen im Bereich der Zehenkuppen, aber auch der streckseitigen Zehengelenke durch den äußeren Druck unseres Schuhwerkes wie bei einem Hühnerauge auf. Das Tragen normaler Schuhe wird somit immer mehr zur Qual.
Daher sind die o.g. Deformitäten keinesfalls nur ein kosmetisches Problem.
Was sind die Ursachen für krumme Zehen?
Verformungen an Kleinzehen treten häufig in Verbindung mit einem Hallux valgus oder anderen Fußfehlstellungen, wie Knick-, Senk-, und/oder Spreizfüßen, sowie Überlängen einzelner Mittelfußknochen auf und sollten nie isoliert betrachtet werden. Auch eine genetische Veranlagung, neurologische Erkrankungen und die Folgen von Unfallverletzungen können für das Entstehen von Krallen- und Hammerzehen verantwortlich sein.
Eine schlechte Fußmuskulatur ist eine häufige Ursache für Kleinzehenzehendeformitäten. Weitere Gründe sind zu enges Schuhwerk und/oder zu hohe Schuhe – dies kann langfristig zu einem Stabilitätsverlust und einer veränderten Zehenstellung führen.
- Diagnostik
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Wichtig ist immer die gründliche Untersuchung des gesamten Fußes und nicht nur die isolierte Betrachtung der Kleinzehen. Je nach Krankheitsbild überprüfen wir auch, ob begleitende neurologische oder rheumatologische Grunderkrankungen und parallel auftretende Fußdeformitäten vorliegen – zunächst mittels einer gründlichen klinischen Untersuchung und standardisierten Röntgenaufnahmen. Auch biomechanische Untersuchungen, wie Ganganalysen und Fußdruckmessungen können hier wertvolle Zusatzinformationen liefern.
- Therapie
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Zehendeformitäten können nur im frühen Stadium, solange sie manuell noch begradigt werden können, konservativ behandelt werden. Nach Beseitigung möglicher Ursachen ist die Wahl des richtigen Schuhwerkes ein ganz wesentlicher Punkt: Schuhe sollten im Zehenbereich weit und hoch genug sein. Weiches Schuhobermaterial beugt Schwielen vor, Schaumstoffkappen, spezielle Einlagen oder zügelnde Tape-Verbände können Beschwerden zusätzlich verbessern.
Je nach individuellem Leidensdruck und Ausprägungsgrad ist jedoch ab einem gewissen Krankheitsstadium der chirurgische Eingriff das Mittel der Wahl. Hier stehen uns in der Orthopädie am Gürzenich modernste OP-Verfahren und Implantate zur Verfügung.
Solange noch keine eingesteiften Fehlstellungen vorliegen (flexible Deformitäten) kann in der Regel auf achskorrigierende Gelenkversteifungen verzichtet werden. Bei der gelenkerhaltenden Operationstechnik nach Girdelstone Taylor wird die lange Sehne Beugesehne abgelöst, zweigeteilt und dann im Bereich der oberen Seite der Zehe vernäht. Dadurch erhält die Zehenkuppe wieder den biomechanisch so wichtigen Bodenkontakt.
Ist die Zehe bereits irreversibel gebeugt, aber das Grundgelenk noch intakt, kann das Grundgliedköpfchen operativ entfernt und das Mittelgelenk - durch einen Draht oder bioresorbierbaren Stift - in gestreckter Stellung versteift werden (Arthrodese). Sofern es die Fehlstellung und der Knochen zulassen, arbeiten wir mit Implantaten, die sich nach einiger Zeit selbst auflösen, sodass kein zweiter Eingriff notwendig ist. Dadurch kann die betroffene Zehe etwas kürzer werden.
Ist die Zehe zusätzlich noch im Grundgelenk ausgerenkt und überstreckt, sollte Gewebe operativ gelöst und gegebenenfalls auch eine Weil-OP durchgeführt werden.
Kommen Sie zu uns in die Orthopädie am Gürzenich, um Ihre Erkrankung abzuklären – wir helfen Ihnen mit unserer Expertise rund Beschwerden mit Füßen, Sehnen, Zehen und Knochen. Für einen guten Stand und damit Sie langfristig in Bewegung bleiben.