Knorpelschäden des oberen Sprunggelenks
Wenn das Gehen läuft wie geschmiert, dann arbeiten Ihre Gelenke vorbildlich! Aber manchmal “hakt’s”, und es treten Schmerzen und Beschwerden auf. Das kann zum Beispiel daran liegen, dass die flexible Verbindung zweier Knochen beeinträchtigt ist – entweder durch umschriebene Knorpelschäden oder einen generalisierten Gelenkverschleiß (Arthrose). Was genau ist damit gemeint?
Reibungsloser Ablauf dank Knorpelgewebe
Gelenke verbinden stabile Knochen und ermöglichen so Bewegung. An den Stellen, an denen die Knochen aufeinander treffen, sind sie von Knorpelgewebe bedeckt, um ein direktes, schmerzhaftes Aufeinanderreiben zu verhindern.
Der Knorpel ist ein stabiles, elastisches Bindegewebe. Er besteht aus Knorpelzellen (Chondrozyten), die Kollagenfasern bilden. Diese vernetzten Fasern formen ein gefäßloses Stützgewebe und binden in ihren Zwischenräumen Wasser. So ermöglichen Knorpel im Gelenk Elastizität und verringern Druckbelastung.
Knorpelschäden – Beeinträchtigung der Gelenkschmiere
Häufigster Grund für Schäden am Gelenkknorpel im Bereich der Sprunggelenke ist ein Trauma. Dies kann einmalig und sehr heftig sein, jedoch können auch kleine, repetitive Überlastungen (Mikrotraumen) die Integrität des Knorpels zerstören, z.B. durch regelmäßiges Umknicken der Gelenkkapseln, Bänder.
Weitere Gründe sind biomechanische Fehlbelastungen und Achsabweichungen im Knöchelbereich, etwa als Folge eines ungünstig verheilten Bruchs. Auch genetische Ursachen sowie Entzündungen oder rheuma-tologische Erkrankungen schädigen den Gelenkknorpel.
Die Folge: Entzündungen, Schwellung und Schmerzen.
Die Osteochondrosis dissecans
Ein spezieller Knorpelschaden ist die sogenannte Osteochondrosis dissecans. Hierbei kommt es im Bereich des Sprungbeins (Talus) zu einer Durchblutungsstörung meist unbekannter Ursache. Im weiteren, meist stadienhaften Verlauf kann sich sogar ein Knorpel- Knochenfragment aus dem Knochenverbund ablösen. Als freier Gelenkkörper kann das sogenannte Dissekat (“Gelenkmaus”) das Sprunggelenk schädigen. Häufig sind sportliche Kinder und Jugendliche von dieser Beschwerdesymptomatik betroffen.
Im weiteren Verlauf kann die Erkrankung bis hin zur Sprunggelenksarthrose führen. Bei Früherkennung und angemessener Behandlung sind die Heilungschancen bei der Osteochondrosis dissesans am Sprungbein aber sehr gut.
Arthrose – Gelenkverschleiß
Bei einer Arthrose ist die Schädigung noch weiter fortgeschritten: Die Gelenke verschleißen überdurch-schnittlich, der Knorpel ist großflächig geschädigt.
Mögliche Folgen: Schmerzbeschwerden, Fehlstellungen, Instabilität oder eingeschränkte Beweglichkeit. Arthrose trifft am Fuß oft das obere Sprunggelenk, das Großzehengrundgelenk (Hallux rigidus) und die Fußwurzel- sowie Rückfußgelenke.
Häufige Beschwerden
Arthrose und Knorpelschäden beginnen oft harmlos, z. B. mit morgendlicher Steifigkeit oder Einlauf-schmerzen.
In späteren Stadien führt Arthrose, auch bei Schonung, zu Beschwerden im Alltag. Patienten leiden unter Schmerzen und Bewegungseinschränkung, was zu Muskelabbau, Achsfehlstellungen des Rückfußes, ein Zusammenziehen der Gelenke oder zur Instabilität des Kapsel-Band-Apparates führen kann.
Im Endstadium ist die Gelenkknorpelschicht aufgebraucht – die Knochen reiben ohne schützende Knorpelschicht aufeinander, was starke Schmerzen verursacht.
Um die Beschwerden und Einschränkungen zu reduzieren, sollten Betroffene ärztlichen Rat einholen.
- Diagnostik
-
Zunächst gibt ein Röntgenbild Aufschluss über das obere Sprunggelenk. Mögliche Hinweise auf Arthrose sind dabei: eine Abnahme der Gelenkspalthöhe, vermehrte Belastung des angrenzenden Knochens (subchondrale Sklerosierungen), knöcherne Anbaureaktionen (Osteophyten) und Zystenbildung.
Umschriebene Knorpeldefekte, Einklemmungen der Gelenkschleimhaut, Schleimhautentzündungen und Bandverletzungen zeigt eine Kernspintomographie.
Die Computertomographie kann das Ausmaß größere Knochenzysten von Sprungbein und Unterschenkel sowie knöcherne Anbauten und knöcherne freie Gelenkkörper noch effizienter darstellen. Freie Gelenkkörper sind abgelöste, bewegliche Teile in einem Gelenk, z. B aus Knochen oder Knorpel.
- Therapie
-
Die Behandlung von Arthrose und Knorpelschäden hängt vom individuellen Ausmaß der Erkrankung ab. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: die konservative Therapie (ohne Operation) sowie die operative Therapie.
Konservative Ansätze gegen den Schmerz
Eine konservative Therapie reduziert Schmerzen und Schwellungen und erhält die Beweglichkeit ohne operative Eingriffe. Zu ihr gehören die Einnahme schmerz- und entzündungshemmende Medikamente, sowie Gelenkinjektionen mit z. B. Hyaloronsäure-, oder Eigenblutpräparaten (ACP).
Eine individuell abgestimmte Physiotherapie in Kombination mit regelmäßigen Eigenübungen sollte die Gelenkmobilität erhalten und ggf. gelenkübergreifende Muskulatur gelenkschonend aufbauen. Zusätzliche Verbesserungen des Gangbildes und des Abrollverhaltens nach vorangegangener Analyse können zu weiter Entlastung bei jedem einzelnen Schritt im Alltag führen.
Orthopädische Hilfsmittel, wie Einlagen, Schuhzurichtungen oder Maßschuhe können helfen, besonders bei Achsfehlstellungen des oberen Sprunggelenks den Fuß ideal zu „betten“ und somit die betroffenen Gelenke gezielt zu entlasten. Mit speziellen Bandagen, den Fuß-Sprunggelenkorthesen, wird das Gelenk stabilisiert oder seine Beweglichkeit im Endstadium einer Arthrose reduziert.
Operative Therapie bei Korpelläsionen und Arthrose
Wenn die konservative Therapie nicht mehr hilft, muss eine Operation in Erwägung gezogen werden. Hierbei gibt es drei unterschiedliche Prinzipien, die nachfolgend erläutert werden:
- Gelenkerhaltende Operation = arthroskopische Eingriffe
- Gelenkersetzende Operation = Prothese des oberen Sprunggelenks
- Gelenkversteifende Operation = Arthrodese des oberen Sprunggelenks
Wenn das Ausmaß des Knorpelschadens es zulässt, sollte wenn möglich immer zunächst gelenk-, bzw. funktionserhaltend therapiert werden.
1. Arthroskopische Eingriffe – minimalinvasive Hilfe per Endoskop
Eine Spiegelung des oberen Sprunggelenks (Arthroskopie) kann im Frühstadium der Arthrose störende Schleimhautzotten, Narbenstränge, Kapselanteile, freie Gelenkkörper und knöcherne Ausziehungen entfernen und Schmerzen beseitigen. Davon profitiert oft auch die Gelenksbeweglichkeit.
Speziell bei umschriebenen Knorpelschäden jüngerer Patienten, wie z.B. der OD (Osteochondrosis dissecans) können im Rahmen des arthroskopischen Eingriffs auch verschiedene „knorpelchirurgische Aufbaumaßnahmen“ durchgeführt werden, um die Bildung eines knorpelartigen Ersatzgewebes zu stimulieren. Alter, Lokalisation, Größe des Defektes und auch das individuelle Aktivitätsniveau spielen bei der Wahl des jeweiligen Operationsverfahrens eine entscheidende Rolle.
Bei der Mikrofrakturierung wird der knöcherne Knorpeluntergrund bewusst verletzt, so das Stammzellen aus dem Knochenmark freigesetzt werden, im geschädigten Knorpelbereich ein Blutgerinnsel bilden und so eine Ersatzknorpelbildung angeregt wird.
Beim AMIC-Verfahren wird dieses Blutgerinnsel, der sogenannte Superclot, durch eine spezielle „Kollagenmembran“ abgedeckt und geschützt. Zusätzlich stimuliert das Implantat die Zellen auch zur Bildung von knorpelartigem Reparaturgewebe.
2. Sprunggelenk-Prothese – das künstliche Gelenk
Bei der Prothese des oberen Sprunggelenks (OSG-Prothese) ersetzt eine künstliche Prothese das verschlissene Sprunggelenk. Eine Restbeweglichkeit des Gelenks kann erhalten werden, was die benachbarten Gelenke entlastet.
Eine Prothese ermöglicht ein natürlicheres Gangbild als eine Versteifung (s. u.). Die Resultate haben sich in den letzten Jahren durch immer erfahrenere Operateure und weiter entwickelte Prothesen deutlich verbessert.
Ein Nachteil der Methode gegenüber der Versteifung ist die unklare Lebensdauer des künstlichen Sprunggelenks. Folgeoperationen, etwa ein Prothesenwechsel, sind möglich.
Bei folgenden Krankheitsbildern ist der Einbau einer OSG-Prothese nicht möglich: bei Arthrose infolge einer Nervenerkrankung, nicht ausgeheilter infektbedingter Arthrose, Durchblutungsstörungen des Beines, bei fehlendem Prothesenlager infolge ausgeprägten Knochenschwundes oder Knochentod, bei mangelnder Weichteildeckung und wenn durch erhebliche Gelenkverformung die Belastungsachse nicht auf die Prothesenachse eingestellt werden kann.
<Abbildung einfügen: Implantierte Prothese am oberen Sprunggelenk>
3. Arthrodese – Versteifung zur Schmerzlinderung
Eine Versteifung des oberen Sprunggelenks (OSG-Arthrodese) hebt dessen schmerzhafte Restbeweg-lichkeit durch gründliche Entknorpelung und anschließende Fixierung der beiden Knochenflächen aufeinander in korrekter Position auf und beseitigt so die Schmerzen. Achsfehlstellungen oder Gelenk-instabilitäten können zusammen mit der Arthrose behoben werden. Wir führen Gelenkversteifungen nur mit etablierten und modernsten Techniken und Implantaten aus.
Benachbarte Gelenke können den durch die Versteifung bedingten Bewegungsverlust zum Teil kompensieren. Jedoch kann es nach Jahren zu Anschlussarthrosen und Gelenkschmerzen kommen.
Vereinbaren Sie einen Beratungstermin – gemeinsam finden wir die für Sie beste Lösung!