Hallux valgus – Wenn der Schuh drückt
Der Hallux valgus oder „Ballenzeh“ beschreibt die am häufigsten vorkommende Fehlstellung der Großzehe. Dabei weicht das Grundgelenk in Richtung Fußaußenseite ab und es kommt zur Entstehung der typischen Prominenz und insgesamt zur Verbreiterung des Vorfußes. Gleichzeitig dreht sich der große Zeh nach innen, verdrängt zunehmend die zweite Zehe und kann sich in schweren Fällen sogar über oder unter die Kleinzehen legen.
Ursachen für einen Hallux valgus: Vererbung, Fehlbelastungen, schwaches Bindegewebe, falsches Schuhwerk
Häufig wird diese Zehenfehlstellung vererbt. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Die Gründe für die Entwicklung eines Hallux valgus sind jedoch meist vielfältig und eine Kombination aus mehreren Komponenten: schwaches Bindegewebe, zu hohe, enge oder kurze Schuhe, abnormale biochemische Belastungen beim Gehen sind häufige Ursachen. Neuromuskuläre Veränderungen, eine Achillessehnenverkürzung, eine genetische Disposition, rheumatische Erkrankungen und andere Fußfehlstellungen können das Entstehen eines Hallux valgus ebenfalls begünstigen.
Häufige Beschwerden
Der Hallux valgus ist nicht nur ein kosmetisches, sondern ein orthopädisch-funktionelles Problem, bei dem durch die gestörte Belastung und Kraftverteilung die gesamte Biomechanik des Fußes verändert wird. Der permanente Druck im Bereich des Ballens kann langfristig zu mechanischen Reizzuständen der Haut führen und zu einer Entzündung des darunter liegenden Schleimbeutels. Die Folgen: Schwellungen, Schmerzen, zunehmende Funktions- und Bewegungseinschränkungen und ein Gelenkverschleiß (Arthrose).
Untherapiert kann sich ein der Hallux valgus verschlimmern, zum Beispiel indem:
- sich der Knorpelzustand weiter verschlechtert
- die Deformität zunimmt
- Schwielen und Hühneraugen zusätzliche Probleme bereiten
- Entzündungen und Schmerzen auftreten bzw. zunehmen
- es zu einer Krallenzehenbildung der benachbarten Zehen kommt
- zusätzliche Schmerzen am Mittelfuß (Metatarsalgie) auftreten, und somit
- kein harmonischer Abrollvorgang des Fußes mehr möglich ist, was zu Beschwerden in anderen Gelenken führen kann
- Diagnostik
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Wenn Sie an o. g. Symptomen leiden, ist ein Besuch bei einem Spezialisten angeraten.
Am Anfang steht eine ausführliche klinische Untersuchung, bei der die Zehenfehlstellung bereits deutlich zu erkennen ist – zu einer Diagnose sind außerdem folgende Verfahren notwendig:
- standardisierte Röntgenbilder vom Vorfuß unter Belastung
- Ggf. Gangbildanalysen und Fußdruckmessungen (Pedoparographien), die biomechanische Funktionsstörungen im Abrollverhalten des Fußes zeigen
- Ggf weiterführende Untersuchungen und bildgebende Diagnostik angrenzender Fußbereiche, um Begleiterkrankungen, z.B. weitere Fehlstellungen, wie Krallenzehen, Hohl- oder Knicksenkfußdeformitäten und auch arthrotische Gelenke zu erkennen und ggf. direkt mit zu therapieren
Werden Sie beschwerdefrei: Vereinbaren Sie gerne einen Termin bei uns in der Praxis. Wir sind auf Krankheiten im Fuß- und Gelenkbereich spezialisiert.
- Therapie
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Ursächlich kann die Deformität nur operativ langfristig erfolgreich behandelt werden. Mittels konservativer Maßnahmen, wie spezielle physiotherapeutische Maßnahmen (z. B. Spiraldynamik zur Muskelkräftigung) das Tragen spezieller Orthesen, Nachtlagerungsschienen und Einlagen, können Schmerzbeschwerden allenfalls reduziert, der Grad der Fehlstellung jedoch nicht dauerhaft verbessert werden.
Durch die langjährige Erfahrung in der Hallux valgus-Chirurgie und schonendere Operationstechniken sollte v.a. das Fortschreiten eines zunehmenden Gelenkverschleißes aufgehalten werden, um auch nach einem Eingriff noch eine gute Funktion der Großzehe zu haben.
Viele Operationen werden heute mit bioresorbierbaren Implantaten durchgeführt, das heißt, sie lösen sich im Laufe der Zeit von selbst auf und müssen nicht hinterher noch einmal entfernt werden.
- Operationstechniken
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Unsere wichtigsten Operationstechniken im Überblick:
Chevron-Operation
Das Köpfchen des ersten Mittelfußknochens erhält einen V-förmigen, horizontalen Sägeschnitt und wird zur zweiten Zehe hin verschoben und mit einer bioresorbierbaren Schraube fixiert.
Korrektur-Operation nach Reverdin
Die Reverdin-Osteotomie ähnelt der o.b. Chevron-Osteotomie. Auch hierbei wird das Mittelfußköpfchen nach einem Sägeschnitt (Osteotomie) zur zweiten Zehe hin verschoben, wodurch sich die Großzehe automatisch wieder gerade ausrichtet. Zusätzlich kann ein fehlgestellter Gelenkflächenwinkel des Großzehengrundgelenks gleichzeitig mit korrigiert werden.
Operation nach Akin
Hier wird ein Knochenkeil außenseitig aus dem Grundglied der Großzehe entfernt und der entstandene Spalt z.B. mit einer Fadennaht geschlossen. Diese Operation wird vor allem angewendet, wenn sich die Fehlstellung, bzw. Krümmung im Bereich des Grundgliedes selbst befindet (Hallux valgus interphalangeus).
Basisnahe Umstellungen
Bei dieser Technik wird nicht nur der Hallux valgus, sondern auch der Spreizfuß korrigiert. Dadurch ergibt sich ein größeres Korrekturpotenzial am Gesamtfuß. Je nach Begleitumständen wird entweder ein Knochenkeil basisnah am ersten Mittelfußknochen innenseits entnommen und der entstandene Spalt mit entsprechenden Implantaten geschlossen (closed-wedge-Osteotomie). Oder ein basisnaher außenseitig angelegter Sägeschnitt wird langsam unter Erhalt einer gegenseitigen Knochenbrücke aufgeklappt und mit einer speziellen Platte fixiert (aufklappende Osteotomie/open-wedge-Osteotomie).
Lapidus-Operation
Liegt zusätzlich eine Arthrose vor oder ist das Gelenk zwischen dem ersten Mittelfußknochen und Fußwurzelknochen instabil, ist die achskorriegierende Versteifung dieses Gelenkes (Lapidus-Operation) die erste Wahl. Schwere Fehlstellungen können hiermit über spezielle winkelstabile Platten sicher korrigiert werden.
Die o.g. Techniken werden in der Regel mit begleitenden Weichteileingriffen zusammen durchgeführt.
- Nachbehandlung
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Wenn Sie eine Operation des Hallux valgus in unserem Hause durchführen, werden wir den Ablauf und die Nachbehandlung genau mit Ihnen besprechen und den „weiteren Weg mit Ihnen zusammen beschreiten“, bis die Behandlung wirklich abgeschlossen ist.
Welche Therapiemethode die für Sie richtige ist, finden wir in einer eingehenden und persönlichen Erstuntersuchung heraus. Kontaktieren Sie uns für einen Beratungstermin.